Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH)
The Society for the Conservation of Old and Endangered Livestock Breeds (GEH)
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 Leineschaf Porträt  Gruppe von Lineschafen
Foto: Grothey  Foto: Grothey

 

Ab 2017 Zusammenlegung der Zuchtbücher von Leineschaf ursprünglicher Typ und Leineschaf!

 

Kennzeichen:

Das Leineschaf ist ein frohwüchsiges, marsch- und widerstandsfähiges Landschaf. Der Kopf des weiblichen Schafes ist lang und schmal, der des Bockes kürzer und gröber. Beide Geschlechter sind hornlos. Es ist für ein Landschaf gut bemuskelt. Das Vlies besteht aus einer weißen, langabwachsenden, dicht gestapelten Wolle mit 28 bis 36 Mikron, Pigmente sind unerwünscht. Der Bauch soll ausreichend bewollt sein. Der Kopf bis hinter die Ohren und die Beine sind unbewollt.

Das Gewicht der Muttertiere liegt zwischen 60 - 80 kg, die Böcke wiegen 100-120 kg.

 

Verbreitung:

Ursprünglich verbreitet im niedersächsischen Leinebergland zwischen Göttingen und Hannover sowie im Eichsfeld. Von dem Verbreitungsgebiet entlang des Leineflusses wurde der Name Leineschaf abgeleitet.

 

Herkunft:

Zurückzuführen auf das schlichtwollige Rheinische Landschaf, das mit verschiedenen englischen Rassen Mitte des 19. Jahrhunderts gekreuzt wurde. Seit 1906 existiert ein einheitliches Zuchtziel. Bis 1937 hatte sich die Population des Leineschafes bis auf über 77.000 Tiere in ganz Deutschland vergrößert.

 

Eigenschaften und Leistung:

Das Leineschaf ist robust und sehr anpassungsfähig. Es hat einen langen Rumpf mit breitem Rücken und Becken, der von einem trockenen Fundament auf harten Klauen getragen wird. Neben einer guten Bemuskelung an Rücken und Keulen wird besonderer Wert auf Anpassungsfähigkeit, Härte und Marschfähigkeit gelegt. Die Erstzulassung ist ab einem Alter von ca. 8 Monaten möglich. Das Leineschaf zeichnet sich durch sehr gute Muttereigenschaften aus, dabei sind vor allem eine hohe Fruchtbarkeit und Milchleistung sowie die Leichtlammigkeit hervorzuheben. Daraus ergeben sich gute Aufzuchtleistungen Das Leineschaf verfügt über eine lange Brunstsaison. Es kann als Koppel- und Hüteschaf gehalten werden. Für ein Landschaf ist es gut bemuskelt. Die weiße, dicht gestapelte Schlichtwolle im Sortiment C beträgt 3,5 - 4 kg pro Jahr bei den Muttertieren.

 

Besonderheiten:

In den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts wurden etwa 1500 Leineschafe als Reparationszahlungen nach Polen gebracht und blieben dort nahezu unverkreuzt bis in die Jahrtausendwende erhalten. Rückimporte aus Polen - 30 Zuchtböcke und etwa 70 weibliche Tiere aus der bis 2002 in Cerkwica noch vorhandenen staatlichen Zuchtherde - erreichten in der Zeit von 1993-1999 Sachsen und Thüringen, wo Leineschafzuchten des ‚ursprünglichen Typs’ wiederaufgebaut wurden. Einkreuzungen in Westdeutschland seit etwa 1965 mit den fruchtbareren Ostfriesischen Milchschafen und den fleischreicheren Texelschafen führten in Niedersachsen zu einem ‚neuen schwereren Typ’ des Leineschafes, welches dort zu den Fleischschafen gehört.

 

Im Jahr 2016 wurden beide Leineschaftypen wieder zusammengeführt und werden nun gemeinsam als Landschafrasse geführt.

Beschlossen wurde dies auf dem bundesweiten Leineschaf-Züchtertreffen am 05.04.2016 auf dem Versuchsgut Relliehausen bei Göttingen. Die Versammlung setzte sich aus den Zuchtleitern von fünf Landesschafzuchtverbänden und weiteren dreizehn Leineschafzüchtern aus Deutschland zusammen. Der Beschluss der Zusammenführung erfolgte einstimmig: „Die seit 1995 getrennt geführten zwei Leineschaftypen mit den bisherigen Rassekürzeln 10 und 29 werden als eine Rasse zusammengefasst und zukünftig mit der Bezeichnung `Leineschaf` LES bei den Landschafrassen in Deutschland geführt.“ Das Rassekürzel ist 10.

Hintergrund der Zusammenführung ist vor allem die züchterische Annäherung und die fortgeschrittene Durchmischung der beiden Leineschaf-Zuchtrichtungen in den letzten Jahrzehnten bei den Zuchtbetrieben in Deutschland. Zum Stichtag 1. Januar 2016 waren in sieben Bundesländern NI, SA, TH, SN, BB, HE und NW insgesamt 3491 Leineschafe eingetragen, davon etwa 90 Böcke.

1.787 Mutterschafe waren im Zuchtbuch Leineschaf (LES – über 95% der Tiere in Niedersachsen & Sachsen-Anhalt) und 1.707 Mutterschafe im Zuchtbuch Leineschaf ursprünglicher Typ (LEU – über 95% der Tiere in Thüringen & Sachsen) eingetragen.

Anhand eines Auszugs aus den Leistungsprüfdaten des Herdbuchprogramms war es einer Arbeitsgruppe möglich alle männlichen Tiere zu identifizieren, die bislang Anteil an der Fortführung ihrer Linie hatten. Als Ergebnis der langwierigen Recherchearbeit stehen nun 14 Vaterlinien - die entsprechend ihrer Historie bezeichnet wurden - von denen aber nur 10 heute noch mit lebenden Zuchtböcken in der Gesamtpopulation vertreten sind.

Von den 10 Vaterlinien gehen allein sieben auf die Mitte der Neunziger Jahre importierten Polenböcke der Zuchtverbände Thüringen & Sachsen zurück (identisch mit den polnischen Cerkwica Linien 1-7). Weitere zwei Linien gehen auf die vom Niedersächsischen Verband im Jahr 1987 importierten Polenböcke Emo & Dedi zurück.

Lediglich eine niedersächsische Linien „Siegfried“ geht auf ein Gründertier Ende der 1970-ziger Jahre zurück, welches bei der Rassenkombination der damaligen Gründungsphase des Leine- Fleischschafes - hier im Zuchtbetrieb Jahns - beteiligt war.

Marvin Greiling vom Sächsischen Verband hat sich im Rahmen seiner Bachelorarbeit 2014 mit der Populationsanalyse der Rasse Leineschaf beschäftigt und führte Anfang 2016 erneut Berechnungen mit einem vollständigen Datensatz, der bis hin zu den Primärtieren zurückreichte, erneut durch. Die Datenanalyse erfolgte mit dem vom FLI entwickelten Programm PopRep. Im Ergebnis wurden ein hoher Inzuchtgrad und auch eine relativ hohe Inzuchtsteigerung (0,67) bei den Leineschafen festgestellt. Zudem ermittelte er die bereits zuvor beschriebenen zehn Vaterlinien, die aktuell noch mit lebenden Leineböcken in Deutschland besetzt sind.

Die effektive Populationsgröße bei den Leineschafen, insbesondere im Hinblick auf den Grad der Gefährdung der seltenen Haustierrasse ist derzeit unklar und sollte Gegenstand weiterer Untersuchungen der nächsten Jahre sein. Gleichfalls die Analyse der Besetzung der Vaterlinien und den zwischen den Zuchtverbänden zu koordinierenden Einsatz der Zuchtböcke mit dem Ziel der Vermeidung von weiteren Genverlusten seltener Linien.

Vor dem Hintergrund einer kontinuierlich rückläufigen Schafhaltung in Deutschland muss es gelingen das Leineschaf als eine vom Aussterben bedrohte Landschafrasse in der Landschaftspflege zu halten, um gerade Dauergrünland in den hängigen Mittelgebirgslagen des Herkunftsgebietes und weiteren Standorten in Deutschland mit durchschnittlichen Grünlandqualitäten zu nutzen und damit auch zu erhalten bei gleichzeitiger Produktion von vermarktungsfähigen Lämmern.

Text: Klaus König (Landschaftspflegeverband Göttingen, Rassebetreuer der GEH) und die GEH-Geschäftsstelle

Bestand:


Kontakt

 

Weiterführende Informationen:

Leineschaf  (aus: Online-Broschüre Schafe, Ziegen und Gebrauchshunde, GEH, 2008)

Leineschaf  (Zentrale Dokumentation Tiergenetischer Ressourcen in Deutschland)

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