Foto: Stier
Kennzeichen:
Die Grundfarbe der mittelrahmigen Englischen Parkrinder ist weiß. Dunkle Pigmentierungen befinden sich an den Ohren, um das Flotzmaul herum, an den Sprunggelenken und an den Zitzen. Möglich sind unregelmäßige, kleine schwarze Pigmente an anderen Körperstellen. Aufgrund eines rezessiven Gens kommen auch einfarbig schwarze – manchmal auch rotbraune - Rinder vor, vor allem in den Chartley-dominierten Herden. Einfarbig schwarze Tiere sind in England offiziell nicht mehr anerkannt, werden aber noch in einem Betrieb zwecks Genomforschung in Reinzucht vermehrt. Die stärker Dynevor-blütigen Tiere weisen eine weniger schwarze Zeichnung auf. Sie sind insgesamt heller und großrahmiger. Die Hörner der Kühe sind lang bis mittellang, von der Basis nach vorn außen gebogen und wachsen dann aufrecht. Die Hörner bei Bullen sind stärker, aber weniger lang und weniger geschwungen. Dynevor-Tiere tragen eher aufwärts geschwungene Hörner. Tiere mit überwiegender Cadzow- und Chartley-Genetik sind kleinrahmiger und haben nach vorn gebogene Hörner. Der Körperbau dieser Rasse ähnelt relativ stark dem Typ des Wildrindes. Parkrinder erreichen ihre volle Größe erst im Alter von 5 Jahren mit einer Kreuzbeinhöhe von 143 cm (Bullen) bzw. 132 cm (Kühe). Ihr volles Gewicht erreichen die Tiere im Alter von 9 Jahren. Sie wiegen dann 950 kg (Bullen) bzw. 630 kg (Kühe).
Verbreitung:
In England leben einige Herden unterschiedlicher Zuchtlininen, die aber in genetischem Austausch miteinander stehen. Auch in den USA und Deutschland werden Parkrinder als Genereserve gehalten.
Herkunft:
Parkrinder gelten als eine der ältesten Rinderrassen überhaupt. Aufgrund von DNA-Untersuchungen ist von einer Entstehung dieser Rasse in der Bronzezeit auszugehen. In Großbritannien wurden die Tiere seit dem 12. Jahrhundert vom Adel in weiträumigen Landschaftsparks nahezu wild gehalten und bejagt. Auf jene Zeit weist auch der Name Parkrind hin. Parkrindherden aus Dynevor, Chartley und Cadzow (Schottland, heute: Hamilton) waren die ersten Zuchtbestände. Sie sind eng mit den englischen und irischen Mythen und Sagen verknüpft. Besonders im frühen Opferkult des keltischen Druidentums spielten sie eine bedeutende Rolle. Parkrinder stellen die ältesten Herden Englands dar und die erste Herde existierte wohl schon um das Jahr 1050. Trotz ihrer langsamen Entwicklung suchte man die Tiere immer wieder züchterisch zu verbessern. Als Urtypen der heutigen Hausrinder interessierten sich im 19. Jahrhundert insbesondere Zoologen wie Charles Darwin und Alfred Edmund Brehm für die Rasse und nahmen sie in ihre Forschungen auf. Im Jahr 1940 ließ Winston Churchill einige Zuchtrinder nach Toronto verschiffen, um die Tiere vor einer möglichen deutschen Invasion zu bewahren. Der heutige Bestand in den USA stammt von den Nachkommen ab, die später im Bronx-Zoo und in Texas gehalten wurden. 1990 wurden die ersten weißen Parkrinder als Genreserve für die englischen Bestände nach Deutschland importiert. Lange wurde in der Arche Warder in Schleswig-Holstein der einzige deutsche Bestand Englischer Parkrinder von ca. 40 Tieren gehalten. Später wurden Tiere an andere Züchter abgegeben.
Eigenschaften/Leistung:
Bei extensiver Flächennutzung erweisen sich Parkrinder auch auf ärmeren Standorten als sehr gute Futterverwerter. Darum werden sie heute ausschließlich als Fleisch- und Mutterkühe genutzt. Das Fleisch wird als qualitativ hochwertig, mager und dennoch gut marmoriert beschrieben. Generell treten Parkrinder noch heute im Wildrindtyp in Erscheinung, erkennbar am tiefen Bug, der bei manchen Tieren besonders stark ausgeprägt ist, sowie an den schwach ausgeprägten Keulen. Die fruchtbaren Kühe sind leichtkalbig, robust und sehr mutterlieb. Parkrindbullen werden gern in Gebrauchskreuzugen eingesetzt, zum einen, weil die Kälber leicht und ohne menschliche Hilfe geboren werden und zum anderen wegen der guten Muttereigenschaften der Rasse, die sich an die Nachkommen weitervererben. Parkrinder vererben ihre Farbe gewöhnlich dominant: Kreuzt man sie mit anderen Rinderrassen, tragen die Nachkommen in den meisten Fällen die Farbe des Parkrindes. Wegen ihrer langsamen Entwicklung kommen Parkrinder erst spät zur Geschlechtsreife.
Besonderheiten:
Aufgrund der großen genetischen Distanz zu heutigen Rinderrassen nimmt das Weiße Parkrind eine einzigartige Stellung ein. Wegen ihres urtümlichen Erscheinungsbildes wurden Weiße Parkrinder auf den britischen Inseln schon vor einem Jahrtausend als eine Wildform von Rindern angesehen und gelten als eine der ältesten Haustierrassen.
Aktuelle Situation:
Auf englischen Zuchtbetrieben gibt es Parkrinder unterschiedlicher Zuchten und Linien, die miteinander im ständigen genetischen Austausch stehen. In ihrer englischen Heimat waren Parkrinder in den 1970er Jahren beinahe ausgestorben. Dank der intensiven Bemühungen des Rare Breeds Survival Trust (RBST) konnte das Aussterben dieser kulturhistorisch bedeutsamen Rasse verhindert werden. Der in Deutschland gehaltene Bestand soll der Sicherung des weltweiten Bestandes dienen. Die Tierzahl in Deutschland soll langfristig erhöht werden, nicht zuletzt auch durch die enge Zusammenarbeit englischer und deutscher Betriebe. Im Jahr 2013 wurde der Verein „Weißes Parkrind e.V.“ gegründet. Dieser Verein hat das deutsche Herdbuch der Englischen Parkrinder unter sich. Durch Importe englischer Zuchtbullen soll Inzucht vermieden werden.
Im Jahr 2023 wurden 154 Herdbuchkühe und 17 Herdbuchbullen in Deutschland gehalten.
Gefährdungsgrad:
Kategorie "Rassen aus anderen Ländern" laut der Roten Liste der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen.
Kontakt
Weiterführende Informationen:
Englisches Parkrind (aus: Gefährdete Rinderrassen, GEH, 2016)
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