Die
Gefährdete Nutztierrasse des Jahres 2005
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Pressemitteilung zur gefährdeten Nutztierrasse des Jahres 2005 (Langversion) |
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Das
Bentheimer Landschaf ist die „Rasse des Jahres 2005“. Das teilte die
Gesellschaft zur Erhaltung gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) jetzt mit.
Ihre Begründung: Der Bestand der Tiere mit den charakteristischen schwarzen
Abzeichen an Beinen, Augen und Ohren ist zwar in den letzten Jahren wieder
deutlich angestiegen, aber nun droht die EU-Verbraucherschutzpolitik der
Rasse einen empfindlichen Schlag zu versetzen. Bentheim
– die Grafschaft im Nordwesten Niedersachsens gibt sowohl einem Schaf als
auch einem Schwein ihren Namen. Bentheimer Landschaf und Buntes Bentheimer
Schwein sind in der Region landläufig nur als die „Bentheimer“ bekannt.
Beide stehen auf der Roten Liste der Bedrohten Nutztierrassen in
Deutschland, die von der GEH jährlich aktualisiert wird. Die
Geschichte des Bentheimer Landschafes ist lang. Erste Erwähnungen finden
sich bereits im Jahr 1868, die offizielle Anerkennung und die gezielt züchterische
Bearbeitung als Rasse erfolgte allerdings viel später, im Jahr 1934. Das
Bentheimer Landschaf war deutlich größer als die anderen Heideschafe und
erzeugte bei einer etwas anspruchsvolleren Fütterung deutlich schwerere
Schlachtkörper. Die Bentheimer wurden meist das ganze Jahr hindurch in
Heidegebieten gehalten. Fußmärsche bis zu 10 km am Tag waren keine
Besonderheit und unterstrichen die Gängigkeit, die harten Klauen, die
Anspruchslosigkeit und Widerstandsfähigkeit dieser Schafrasse. Der
Wollertrag pro Muttertier lag bei 2,5 – 3,5 kg. Die Wolle ist
schlichtwollig und setzt sich durch ihre Feinheit von D-DE von der raueren
Wolle der Heidschnucken ab. Um
1900 war die Nachfrage nach Bentheimern im Ausland groß, die Jährlingshammel
gingen im Frühjahr über die Grüne Grenze in die Niederlande. Sie wurden
dort ausgemästet und dann nach Belgien weiterverkauft. 1948 wurden im
Hauptverbreitungsgebiet in der Grafschaft Bentheim und der Region Weser-Ems
14 850 Bentheimer Landschafe gezählt. Der
Tiefpunkt der Population kam jedoch schon wenige Jahre später, als 1970 nur
noch 50 Herdbuchtiere bei drei Haltern verzeichnet werden konnten. Alle
wurden im Gebiet des heutigen Landkreises Emsland gehalten. Die Gründe
hierfür liegen neben intensiverer Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen
Flächen, auch in den zum Teil dramatischen Abbau der Moore zur
Torfgewinnung und dem dadurch bedingten Verlust von Weideflächen. Zwar
verwandelten die Menschen Moore und Heiden in nährstoffreiche Wiesen und
Weiden - auf den besseren Futterstandorten konnten die Bentheimer dann
allerdings mit den stärker fleischbetonten Schafrassen nicht mithalten. Die
Schäfer gaben die Bentheimer auf. Aber
die Bentheimer haben einen großen Vorteil: Sie sind anspruchslose und gute
Landschaftspfleger. Seit den 80er Jahren besinnen sich mehr und mehr
Kommunen darauf, ihre von Menschenhand gemachten Naturschätze wie die
Heiden zu pflegen. Sie waren einst durch Schafbeweidung, das Hauen von
Heideplacken und Brand entstanden. Will man sie dauerhaft erhalten, braucht
man wieder genügsame Schafe. Die Bentheimer eignen sich dafür hervorragend
und ihre Zahl stieg deutlich an. Heute gibt es 2513 weibliche und 117 männliche
Herdbuchtiere in 80
Zuchtbetrieben in 6 Bundesländern. Gerade
scheint also die Situation für diese Schafrasse wieder hoffnungsvoller, da
drohen neue offizielle Zuchtprogramme die positive Entwicklung wieder zurückzudrehen.
Diese Programme fordern das Vorkommen eines bestimmten Genotyps zur züchterischen
Beseitigung der Schafkrankheit Scrapie. Die Verfütterung von Tiermehl, das
in Großbritannien aus an Scrapie gestorbenen Schafen gewonnen wurde, soll
mitverantwortlich sein für den Ausbruch von BSE bei Rindern. Scrapie ist
zwar für den Menschen ungefährlich und seit Jahrhunderten bekannt –
trotzdem wollen Verbraucherschützer die Krankheit nun möglichst
eliminieren. Einige
Schafe sind weniger empfänglich gegen Scrapie, sie verfügen über eine
bestimmte genetische Ausstattung. Die will man nun gezielt fördern und
dauerhaft möglicherweise alle anderen Schafe von der Zucht ausschließen.
Bei den meisten Landschafrassen tritt der geforderte Genotyp nur sehr selten
auf: Würde das Sanierungsprogramm rigoros durchgeführt werden, würde die
Population der Bentheimer sofort um 80 % sinken – höchste Alarmstufe also
bei allen Züchtern. Die weitere öffentliche Unterstützung ist daher auch
zukünftig dringend geboten und unverzichtbar. Kontakt: GEH-Geschäftsstelle,
Postfach 1218, 37202 Witzenhausen, Tel: 05542-1864, Fax: 05542-72560, Landes-Schafzuchtverband
Weser-Ems e.V.,
Mars-la-Tour-Str.6, 26121 Oldenburg,
Bilder zur Gefährdeten Nutztierrasse 2005:
Komprimierte Dateien zum Download:
Gefährdete
Nutztierrasse des Jahres 2005 (Langversion)
Gefährdete
Nutztierrasse des Jahres 2005 (Kurzversion)
Weiterführende Informationen zur Gefährdeten Nutztierrasse 2005 finden Sie unter:
Gefährdete
Nutztierrasse des Jahres 2005
Gefährdete
Nutztierrasse des Jahres 2005
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