Die Gefährdete Nutztierrasse des
Jahres 2015 Pressemitteilung 11. Dezember 2014
Die Gesellschaft zur
Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) hat das extrem
gefährdete Deutsche Karakulschaf zur „Gefährdeten Nutztierrasse des
Jahres 2015“ erklärt. Es steht damit auch stellvertretend für alle der
132 Nutztierrassen auf der Roten Liste der GEH und weist damit auf den
Verlust der Vielfalt in der Landwirtschaft hin. Historie Das
Karakulschaf ist eine der ältesten Haustierrassen der Welt. Schon vor
mehr als 4500 Jahren belegen in Uruk am Euphrat gefundene Tonabbildungen
die Haltung von Schafen mit ihren charakteristischen Lämmern. Die Locken
des Fells frisch geborenen Lämmer gaben der Rasse wahrscheinlich ihren
Namen: „Kara-gjull“ bedeutet im Assyrischen „Schwarze Rose“. Aus
dem Jahr 978 liegen sichere Informationen von der Nutzung der Lammfelle in
der Buchara und aus Turkestan (Zentralasien) vor. Fettschwanzschafe
wie die Karakuls waren wegen ihrer vielseitigen Nutzungsmöglichkeiten in
Zentralasien weit verbreitet. Die gute Anpassung an extensive Standorte,
die Wolle, das Fleisch mit dem Fettschwanz als auch die Felle zeichnen
diese Rasse besonders aus und sichern deren Besitzern auf vielfältige
Weise die Lebensgrundlage. Bis Ende
des 19. Jahrhunderts wurde das Karakulschaf in einem relativ begrenzten
Gebiet in Usbekistan gehalten. Charakteristisch waren hier das
kontinentale Klima, die Steppe und Halbwüste, salzhaltige Flora und
salzhaltiges Trinkwasser, was Einfluss auf die Tiere hatte. Nach
Deutschland kamen die Karakuls auf Anregung des Pelzhandelshauses Thorer
aus Leipzig. Im Jahre 1900 holte Prof. Julius Kühn, Direktor des
Landwirtschaftlichen Institutes der Universität Halle, die ersten vier
Tiere von der Krim. Seit
1928 wird die Rasse Karakul in Deutschland in Reinzucht ohne wesentliche
Zufuhr von Fremdblut betrieben. Etwa 85% aller lebenden Karakulschafe in
Deutschland lassen sich auf den 1913 importierten Bock 263 Oberrengersdorf
zurückführen. Die herausragende Bedeutung der deutschen Karakulzucht
wird auch durch die Tatsache dokumentiert, dass von 1911 bis 1944 allein
aus Halle 766 Tiere in 30 Länder auf 4 Kontinente exportiert wurden. Die
Hallenser Herde, als größte deutsche Karakulzucht, umfasste in den 30er
Jahren bis zu 370 Tiere. Bereits 1906 erfolgte die Anerkennung der Rasse
Karakul durch die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft (DLG). Ein
weiterer wichtiger Schritt für die breite Etablierung der Rasse in
Deutschland war schließlich 1919 die Gründung der Vereinigung der
Karakulzüchter in Halle, die sich ab 1934 Wirtschaftliche Vereinigung
Deutscher Karakulzüchter nannte. Mit der gleichzeitigen Verlegung der
Geschäftsstelle nach Wolfenbüttel wurde 1938 die zentrale Herdbuchführung
eingeführt. Entsprechend einer Rassenerhebung gab es 1936 in Deutschland
9.758 Karakulschafe (0,2% des Schafbestandes) und 1948 im Gebiet der
ehemaligen BRD 2.574 Tiere dieser Rasse (0,1%). Die
fehlende Wirtschaftlichkeit der Rasse infolge des Verfalls der Fellpreise,
unter anderem auch durch die Entscheidung weiter Teile der Bevölkerung
keine Pelze mehr zu tragen, führte in den alten Bundesländern bereits
Anfang der 70er Jahre zur Aufgabe der Herdbuchzucht und Auflösung des
Verbandes Deutscher Karakulzüchter. In der
DDR hatten Karakuls von jeher weniger Bedeutung bei der Lammfellerzeugung
als vielmehr für den Export von Zuchttieren. Immerhin wurden von
1946-1980 1.212 Tiere in 11 Länder geliefert. Tabelle:
Entwicklung der Karakulzucht in der DDR von 1950-1985
Nach der
1975 begonnenen und bis 1988 vollzogenen Auflösung der ehemaligen
Hallenser Herde lag die Karakulzucht ausschließlich in privater Hand und
wurde mehr oder weniger als Hobby betrieben, ohne allerdings Abstriche bei
der aufwendigen Leistungsprüfung zuzulassen. Die in Anbetracht des guten
internationalen Renommees der deutschen Karakulzucht bestehenden
Exportchancen einerseits und die staatliche Förderung andererseits waren
stabilisierende Elemente für die Karakulhaltung in der DDR. 1989 gab es
87 Zuchten mit insgesamt mehr als 1.000 Karakuls. Aktuelle
Situation Seit
1990 stellt sich allerdings die Situation neu dar. Infolge der veränderten
Rahmenbedingungen wie dem Wegfall der Exporte und der staatlichen Förderung,
weitere Reduzierung der Rohfellpreise, Auflösung des Verbandes der Kleingärtner,
Siedler und Kleintierzüchter kam es zu einem akuten Bestandsrückgang,
der die Fortführung der mehr als 110-jährigen erfolgreichen Zuchtarbeit
ernsthaft in Frage stellt. Gegenwärtig
existieren noch 6 Karakulzuchten mit 250 Herdbuchmutterschafen und 30 Böcken.
Die Bemühungen der am 14.5.1994 in Niendorf gegründete
Arbeitsgemeinschaft Deutscher Karakulzüchter (im Landesschafzuchtverband
Sachsen-Anhalt), diesem negativen Trend auch durch die Gewinnung neuer Züchter/Interessenten
entgegenzuwirken hatten bisher leider keinen nachhaltigen Erfolg. Rassebeschreibung
und Zuchtziel Das
Karakulschaf ist ein mittelrahmiges Fettschwanzschaf, welches besonders
gut an karge Bedingungen der Steppe angepasst ist. Böcke tragen in der
Regel schneckenförmige Hörner (20-30% hornlos), weibliche Tiere sind
generell hornlos. Der Kopf ist länglich, schmal und ramsnasig mit langen
Hängeohren. Der Körper ist ziemlich schmal und langgestreckt mit stark
abfallendem Becken. Durch ein im Vergleich zum Widerrist bis 2 cm höheres
Kreuzbein besitzen die Tiere ein überbautes Aussehen. Der typische
Fettschwanz, der bei Böcken bis zu 5 kg wiegen kann, ist viereckig bis
keilförmig mit S-förmig gebogenem Ende. Karsakul sind spätreif und verfügen
über ein weitgehend asaisonales Fortpflanzungsverhalten. Das
Vlies besteht aus einer langabwachsenden Mischwolle im Sortiment D-E/EE.
Das Rendement kann zwischen 54 und 58% variieren, wobei 2 Schuren je Jahr
üblich sind. Charakteristisch sind glänzende Stichelhaare
an Kopf und Extremitäten. Die Standardfarbe ist schwarz (arabi). Sie verändert
sich mit zunehmendem Alter zu grauschwarz und grau oder graubraun. Neben
schwarzen Tieren gibt es in anderen Ländern auch weiße, graue (schiras)
und braune (kombar) sowie braungeschimmelte Tiere. Im
internationalen Handel werden die Felle weniger Tage alter Lämmer
vermarktet, die nach entsprechender Bearbeitung die bekannten
Persianer-Pelze liefern. In Deutschland wird bei der Zucht auf die
besondere Ausprägung der Lockenbildung bei den Lämmern (klassische Röhrenlocke)
geachtet, während im internationalen Handel die „flache Locke“
dominiert. In Deutschland gibt es seit vielen Jahren keine Lammfellnutzung
mehr. Leistungsangaben
Zukunft
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Kontakt: GEH-Geschäftsstelle, Walburger Str.2, 37213 Witzenhausen, Tel: 05542-1864, Fax: 05542-72560, Email: info(at)g-e-h.de
GEH-Rassenbetreuer: Dr. Reinhard Süß, Pausitzer Str. 1, 04828 Bennewitz, OT Altenbach, Zuchtverband: Arbeitsgemeinschaft Deutscher Karakulzüchter im Landesschafzuchtverband Sachsen-Anhalt, Angerstr. 6, 06118 Halle/Saale, E-Mail: roesler@lkv-st.de
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