Die
Gefährdete Nutztierrasse des Jahres 2010
Die Gefährdete Nutztierrasse des Jahres 2010 stellt sich vor Alljährlich stellt die GEH eine Nutztierasse der Roten Liste in das Rampenlicht der Öffentlichkeit. Im Jahr 2010 wird nun zum ersten Mal aus der Tierart Kaninchen ein Vertreter diese Aufgaben übernehmen. Es gilt die Züchterinnen und Züchter zu informieren und Zucht zu motivieren, Zuchttiere für weitere Interessenten bereit zu halten und die Öffentlichkeit für diese Themen zu sensibilisieren. Die Herkunft Um 1900 wechselte der Modetrend in Deutschland sehr schnell. Die fellverarbeitende Pelzindustrie hatte große Nachfrage für große Kaninchenfelle in der Silberfarbe. Aus diesem Grund wollte Leopold Reck ein großes Kaninchen mit Silberfell erzüchten. Welche Ausgangsrassen er hierfür auserkoren hatte, ist nicht bekannt, aber es ist zu vermuten, dass die damaligen Französischen Widder und das Kleinsilberkaninchen Pate standen. Allerdings herrschte damals die Meinung vor, dass dieses genetisch nicht möglich sei. Da er es sich aber in den Kopf gesetzt hatte, ein Widderkaninchen mit Silberfell zu erzüchten, versuchte er es trotz aller Skepsis der Züchterschaft, den Plan in die Tat umzusetzen. Nach landläufiger Meinung ließ sich die Silberung der damaligen Silberrassen keinesfalls auf andere Kaninchen übertragen. So war es Recks vorrangiges Ziel, ein großes Kaninchen mit Silberfell zu erzüchten. Gleichzeitig wollte er aber einen Widder schaffen, der nicht ganz so groß und wuchtig wie der damalige französische Widder war. Diesem Ansinnen standen allerdings fast übergroße Schwierigkeiten entgegen. Selbst dann, wenn es gelingen sollte, die Silberung tatsächlich zu übertragen, mussten die formlichen Besonderheiten des Widdertyps ja auch noch vereint sein. Und das, so schien es, war unmöglich. Reck versuchte es dennoch. Und bevor er 1946 verstarb, gab er niemals die eigentliche Erzüchtungsgeschichte preis. Reck stieß bei seinen Versuchen auf große Schwierigkeiten. Und zwar waren die berühmten Englischen Widderkaninchen zu verweichlichten Tieren „verzüchtet“ worden, die man teilweise wegen des Ohrmuschelwachstums in Treibhäusern für Pflanzen züchtete, während die schweren und riesigen Widderkaninchen aus Frankreich eher am Ende waren, als dass man sie für Zuchtversuche hätte einsetzen können. Eine weitere Schwierigkeit stellten die Silberkaninchen dar. Doch diese waren teils auf gespalten in alle möglichen „Fraktionen“ von den größeren Silberkaninchen, teils waren sie infolge verständlicher Habgier fellmässig schwach. Schließlich galt es immer noch, die Wildtiere in den leer geschossenen Jagdgründe Nordamerikas und Sibiriens zu ersetzen. Dazu strebte man einerseits nach Großzüchtungen, weil ein großes Silberfell natürlich mehr einbrachte, anderseits waren die Kleinsilberzüchter eifersüchtig darauf bedacht, ihre Kaninchenfelle in Massen abzusetzen, was der Zucht an sich auch nicht gerade zuträglich war. Die Grundsatzfrage für Reck muss also gewesen sein: Woher bekomme ich gute Ausgangstiere ? Schaut man sich nun die Silberkaninchen damaliger Zuchtrichtungen an, so erkennt man unschwer an alten Abbildungen, dass die Köpfe sehr spitz zuliefen. Auch wenn Reck sich ausmalte, von den Silberkaninchen nur das Fell mit der schönen Silberung erben zu wollen, so musste er dennoch diese schwachen Köpfe mit in Rechnung stellen. Hingegen wirkten die alten großen Widder eher plump. Und diese musste er ja nehmen, denn die Englischen Widder besaßen ebenfalls nicht die, als Gegenpart benötigten wuchtigen Köpfe. Die formlichen Probleme lagen also darin, Wasser und Feuer vereinen zu wollen. Grundsätzlich liegen hierin auch heute noch gewisse Schwachpunkte, denn Widdertypausprägung und Fellverbesserung stehen selbst jetzt noch obenan auf der Wunschliste bei dieser Rasse. Dazu ist anzumerken, dass schon die Herauszüchtung mit mehr Züchtern auf breiterer Basis eigentlich rascher zum Erfolg geführt hätte. Wenn man Reck also unterstellt, dass er wider besserer Einsicht schon alleine die Silberung übertragen wollte, dann muss er einen sehr harten Züchterkopf besessen haben, die sehr große Verwegenheit zu begehen, die schmalen Köpfe normalhaariger Rassen mit den Ramsköpfen von Widdern zu vereinen. Es ist eigentlich sehr schade, dass wir kaum etwas von der Züchterpersönlichkeit dieses eigenwilligen Mannes kennen, der doch später alles in genialer Weise vereinte! Es scheint so, als ob Reck 1900 bereits den ersten Meißner zeigte. 1927 waren bei der Landesverbandsschau in Meißen jedenfalls bereits Widder in Blau, Schwarz, Havannafarbig, Gelb und Braun zu sehen. Nach dem Tode von Leo Reck war es besonders Emil Neupold aus Meißen, der in der Elbstadt diesen neuen Widder förderte. Von diesem Züchter stammen auch die braunen und gelben Meißner Widder. Leider war die Züchterschar nie sehr groß. Die Erhaltung der Rasse ist besonders einigen stark engagierten Züchtern, z.B. um einige Namen zu nennen: Reinhold Kalt (Mühlacker); Wilhelm Neuman, Lübeck; Gerhard Lehmann, Solingen; Waldemar Wissel, Mömbris; Ernst Dinsenbacher (Alzenau), Diethard Schwarze (Bodensee), Adolf Sulzer (Veitsbrunn), Franz Wisthaler (Laichingen), Heinrich Frahling (Emsdetten) zu verdanken. Es wäre zu wünschen, dass sich noch mehr Züchter finden, die auch auf Jahre hinaus sich der Meißner Widder-Zucht zuwenden, um die Zuchtbasis zu verbreitern. Leider ist es so, dass wertvolle Zuchttiere verloren gehen für die dauerhafte Zucht, weil viele Züchter kein Durchhaltevermögen besitzen, oder auch nur so genannte Preisjäger sind und nach kurzer Zeit feststellen müssen, dass diese Rasse dafür nicht geeignet ist. Kennzeichen der Meißner Widder Die mittelgroße Rasse zeichnet sich durch ein Normalgewicht von 4,5 kg und ein Höchstgewicht von 5,5 kg aus. Der Kopf der Meißner Widder ist nicht so typisch ausgeprägt wie der Kopf der Deutschen Widder. Aber der Nasenrücken ist ramsig gebogen und zeigt in der Regel eine kräftige Form, während Stirn- und Schnauzpartie breit sind. Der Behang (Ohrlänge misst zwischen 36 cm und 42 cm Länge, wirkt aber leichter als beim Deutschen Widder. Die Ohrmuscheln sind gut angesetzt; sie werden hohl getragen, wobei die Schallöffnung zum Kopf gerichtet ist. Schwache, leichte Behänge sowie schlechter Sitz sind natürlich fehlerhaft. In der Körperform erscheinen die Meißner Widder weniger gedrungen und massiv als die Deutschen Widder, doch sind Brust und Hinterpartie gleich breit. Die Tiere stehen mittelhoch und breit auf kräftigen Läufen, wobei die Vorderläufe gerade aufgesetzt sind. Im Rumpf sind die Kaninchen leicht gestreckt, dazu walzenförmig und gut bemuskelt. Der Rücken geht in guter Wölbung in die schön gerundete Hinterpartie über. Im Fellhaar zeigen die Tiere eine Länge von ungefähr drei Zentimetern. Die Begrannung ist gut und gleichmäßig, das Unterhaar ist dicht. Häsinnen zeigen einen schnittigeren Kopf. An Farbenschlägen kennen wir Schwarz, Blau, Gelb, Graubraun und Havannafarbig. Bezüglich der Silberung ist zu sagen, dass die Deckfarbe am ganzen Körper gleichmäßig gesilbert sein sollte. Dazu gehört auch die Durchsilberung am Kopf, an den Ohrmuscheln sowie an den Läufen. Als Zuchtvorteil gilt seit alters her das verhältnismäßig rasche Durchsilbern der Jungtiere. Meißner Widder verfügen über ein weiteres Erbgut, das wohl vom Kleinsilberkaninchen herrührt: Sie haben ein ausgesprochen lebhaftes Temperament. Dies sagt manchen Züchtern sehr zu. Wer also einen mittelgroßen Widder mit einer schönen Silberung liebt, sollte sich an den Meißner Widder halten. Denn die hundert Jahre Zuchtgeschichte lassen es angeraten sein, diesen Widder ein wenig mehr in den Vordergrund zu rücken. Die heutigen Mängel sind ja im Grunde nichts anderes als eine Folge geringen Züchterinteresses. Eigenschaften und Leistung Die Meißner Widder sind sehr genügsame und etwas lebhaftere Tiere als die Deutschen Widder. Sie sind gute Futterverwerter und frohwüchsig. Die Fruchtbarkeit und Aufzuchtleistung ist gut. Den Häsinnen bereiten acht bis zwölf Junge zu werfen und aufzuziehen keine Schwierigkeiten. Das Fleisch der Kaninchen ist sehr schmackhaft und fettarm, weshalb es auch als Diätfleisch bezeichnet wird. Die Felle werden
heutzutage kaum noch verwendet, da sich für Kaninchenfelle keine
wirtschaftlichen Preise erzielen lassen. Besonderheiten der Rasse Als Zuchtvorteil gilt seit alters her das verhältnismäßig rasche Durchsilbern der Jungtiere. Meißner Widder verfügen über ein weiteres Erbgut, das wohl vom Kleinsilberkaninchen herrührt: Sie haben ein ausgesprochen lebhaftes Temperament. Dies sagt manchen Züchtern sehr zu. Wer also einen mittelgroßen Widder mit einer schönen Silberung liebt, sollte sich an den Meißner Widder halten. Denn die hundert Jahre Zuchtgeschichte lassen es angeraten sein, diesen Widder ein wenig mehr in den Vordergrund zu rücken. Die heutigen Mängel sind ja im Grunde nichts anderes als eine Folge geringen Züchterinteresses. Verbreitung der Rasse Meißner Widder sind noch relativ häufig in Sachsen zu finden. Aber auch im gesamten Bundesgebiet ist diese Rasse anzutreffen. Einzelne Bestände gibt es auch in den Niederlanden, Dänemark und Österreich. Aktuelle Situation Von anfänglich schmaler Körperform mit spitzen, schmalem Kopf, schlecht getragenen Behängen, aber mit guter Silberung und kurzem dichtem Fell versehenen Tieren, haben sich bis heute doch schon ansehnliche Meißner Widder mit guter Körperform, schönen Köpfen und langen Behängen mit entsprechend guter Silberung entwickelt. Durch die engagierte
Arbeit der GEH und der Interessengemeinschaft Meißner Widder ist es
gelungen wieder alle 5 Farbenschläge zu züchten. Allerdings ist der
Zuchtstand bei den einzelnen Farbenschlägen sehr unterschiedlich. Schwarz Der schwarze
Farbenschlag ist der zur Zeit am besten durchgezüchtete Farbenschlag der
Meißner Widder. Hier gibt es überwiegend sehr gute Tiere zu sehen. Bei
der Silberung und Gleichmäßigkeit gib es bezogen auf die Silberung der
Blume und der Vorderläufe noch Verbesserungsbedarf. Blau Der blaue Farbenschlag
hat einen Rückschlag hinnehmen müssen, da ein sehr engagierter Züchter
aufgrund einer Krankheit seine Zucht aufgeben musste. Aktuell sind die
Blauen wieder auf dem Vormarsch. Es gibt bezüglich Silberung und Farbe
noch einige Verbesserungsmöglichkeiten. Havanna Der havanna Farbenschlag
hat durch das Engagement einiger engagierter Züchter einen großen
Schritt nach vorne gemacht. Aktuell gibt es besonders bei der Unterfarbe,
der Silberung und Gleichmäßigkeit noch Verbesserungsmöglichkeiten. Gelb Der gelbe Farbenschlag
hat zur Zeit von allen Farbenschlägen die größten Probleme. Es gibt nur
wenige Züchter und der Wildfarbigkeitsfaktor bereitet große
Schwierigkeiten. Graubraun Bei dem graubraunen Farbenschlag gibt es schon einige sehr gute Tiere. Allerdings gibt es nur sehr wenige Züchter von diesem Farbenschlag. Hier ist es besonders wichtig, dass sich noch mehr interessierte Züchter für diesen begeistern. Durch eine größere Anzahl Züchter wird auch die Anzahl der Zuchttiere erweitert und damit erhält die Zuchtbasis auch ein besseres Fundament. Bestandszahlen Mit weniger als 50 registrierten Tieren im Jahre 1976 war die Rasse dem Aussterben sehr nahe. Einige Kaninchenfreunde haben sich in den letzten Jahren wieder für die Meißner Widder begeistert, sodass ca. 160 Halterinnen und Halter dieser Rasse über das gesamte Bundesgebiet mit derzeit 500 Tieren anzutreffen sind. Eine wichtige Aufgabe ist es heute, die Zucht entsprechend der Verwandtschaftsverhältnisse der Tiere untereinander zu organisieren und weitere Freunde der Rasse zu werben. Ein weiteres wichtiges Anliegen ist es, auf die ureigenen Bedürfnisse von Kaninchen in Stallhaltungen hinzuweisen. Besonders auch die Meißner Widder schätzen einen weiträumigen Auslauf mit verschieden hoch angebotenen Liegebereichen sehr und danken es mit bester Gesundheit und ihrem lebendigen Charakter.
|
||||||||||
Kontakt: GEH-Geschäftsstelle, Postfach 1218, 37202 Witzenhausen, Tel: 05542-1864, Fax: 05542-72560, E-Mail: info@g-e-h.de, Internet: www.g-e-h.de Spendenkonto: Sparkasse Werra-Meißner, BLZ: 522 500 30. Konto-Nr.: 500 062 53 GEH-Rassebetreuer: Kontakt IG Meißner Widder: Diethard Schwarze, Oberdorfstr. 1, 37434 Bodensee, Tel.: 05507/2237
|