Kraftstrotzende Ochsengespanne mit Murnau-Werdenfelsern vor dem Wagen gehören der Vergangenheit an. Die Motorisierung der Landwirtschaft mit Schlepper und Transportwagen löste die Zugtiere ab. Auch die Milchleistung der Kühe ist zu gering, als dass sie mit den modernen Spitzenkühen mithalten könnten. Auf ganze 129 Kühe und 6 Bullen ist der derzeitige Bestand dieser traditionsreichen bayerischen Rinderrasse gesunken.

Das Murnau-Werdenfelser Rind steht in der Roten Liste in der Kategorie 1 (extrem gefährdet) und wurde von der Gesellschaft zur Erhaltung alter und gefährdeter Haustierrassen e.V. (GEH) zur "Gefährdeten Nutztierrasse des Jahres 2007" genannt. Diese Wahl findet seit dem Jahr 1984 und steht exemplarisch für die Vielfalt unserer heimischen Nutztierrassen, die es im Sinne der Agrarbiodiversität zu erhalten gilt.

Gerade das Murnau-Werdenfelser Rind präsentiert sich nicht nur optisch auffallend in seiner von blond über rötlichen bis hin zum Schwarzen gehenden Färbung. Es weist auch Merkmale auf, die es unter den Rinderrassen ganz besonders hervorheben. Genannt werden können hier Eigenschaften wie die besonderen Inhaltsstoffe der Milch, die in dieser Form bei keiner weiteren Rinderrasse weltweit nachgewiesen sind, die sehr gute Fleischleistung, die harten Klauen oder die spezielle Anpassung an feuchte Standorte mit zugleich extrem ausgeprägter Trittgewandtheit in steilen Berglagen. Bis in die 1960er Jahre gefragt waren die berühmten, gängigen, schweren Zugochsen, deren Verkauf in jener Zeit für viele Betriebe die Haupteinnahmen aus dem Viehstall waren. Die Technisierung machte dann die Arbeit der Ochsen für Feld-, Wald- und Transportarbeit überflüssig und damit schwand eine wichtige Einnahmequelle der Bauern in dieser Region.

Der Rasse hat es schon früher nicht an überdurchschnittlicher Leistung gefehlt. Die höchste Lebensleistung erreichte im Jahr 1988 mit 80 514 kg Milch die Kuh Erika, die nach 17 Abkalbungen mit 18 aufgezogenen Kälbern noch ihren 22. Geburtstag überlebte. Die Murnau-Werdenfelser übertrafen mit einem Durchschnittsalter von 7,1 Jahren aller Milchleistungskühe alle anderen Rassen in Bayern. Auch die Mastleistung der männliche Kälber war beachtliche, sie verzeichneten tägliche Zunahmen von über 1300 g.

Zum aktuellen Tiefpunkt dieser traditionsreichen Dreinutzungsrasse Rasse trägt heute besonders die geringere Milchleistung bei - Murnau-Werdenfelser geben etwa nur 60% der Milchmenge der bundesdeutschen Durchschnittskuh. Dennoch, es gibt auch absolute Spitzenkühe in dieser Rasse. Als Rekordhalter ist zum Beispiel die Kuh Ankara zu erwähnen, die im Jahr 1969 insgesamt 8903 kg Milch mit 4,34 % Fett erzielte.