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Schwerpunkt - Schweine


1.8. Deutsche Landrasse Universal - DL(U)

Mathias Vogt, Rosdorf


Zuchtgeschichte

Um 1890 unterschied man nach Schauordnung der DLG die Rassegruppen weiße (Stehohr-) Schweine im englischen Typ, die späteren Edelschweine und die veredelten Landschweine im ausgesprochenen Landschweinetyp (Schlappohr-Schweine), die dann ab 1911 als Veredelte deutsche Landschweine bezeichnet wurden. Innerhalb dieser Rasse fanden sich regionale Schläge wie Meißner, Minden-Ravensberger oder Hoyaer Schwein, die sich nur geringfügig unterschieden, aber alle als Gemeinsamkeiten weiße Borsten auf weißer Haut, Schlappohren und Großrahmigkeit aufwiesen.

Mit Beginn der 50er Jahre und den veränderten Verbraucherwünschen erfolgte eine Umzüchtung vom bisherigen "Fettschwein" zum "Fleischschwein", welches deutlich mehr Länge aufwies (eine Rippe mehr). Die Umzüchtung erfolgte über Tiere dänischen Ursprungs mit dem Umweg über niederländische Zuchttiere, da Dänemark für seine Zuchttiere eine Ausfuhrsperre verhängt hatte. Bis 1968 wurde diese Rasse "Veredeltes Deutsches Landschwein" genannt. Dieser Begriff deutet schon an, daß diese Schweine auf Basis vorhandener Landrassen entstanden sind. Mit der nun folgenden Typänderung wurde ab 1968 der Name "Deutsche Landrasse" gewählt. Diese Rasse war zu einem sehr hohen Anteil streßanfällig.

Mit der Änderung der Zuchtverfahren zur Schweinefleischerzeugung - weg von der Reinzucht und hin zur Kreuzung (Nutzung von Heterosiseffekten) - wurde die Deutsche Landrasse zu Beginn der 80er Jahre auf fast vollständig reinerbig streßstabile Tiere selektiert. Einen erheblichen Anteil an dieser Umzüchtung hatten verschiedene Landrasseherkünfte aus dem Ausland. Diese jetzt als DL(S) "Deutsche Landrasse Sauenlinie" bezeichneten Schweine werden im Rahmen der Zuchtprogramme nur auf der mütterlichen Seite verwendet.

Rassetypische Merkmale und Leistung der DL(U)

Die Landrasse Universal (DLU) ist als Referenzrasse für das "Veredelte Deutsche Landschwein" anzusehen und eine der wenigen Rassen, mit denen universal (Zucht und Mast) gearbeitet werden kann.

Die Tiere kennzeichnen weiße Borsten auf weißer Haut, Schlappohren, gut bis sehr gut ausgeprägte Muskulatur und Großrahmigkeit. Die Schulterhöhe ausgewachsener Tiere liegt bei 80 bis 90 cm und das Gewicht bei 250 bis 320 kg. Die Tiere sind frohwüchsig mit sehr guter Mast- und Schlachtleistung. Tägliche Zunahmen liegen bei 820 g, und die Schlachtreife von 100-110 kg wird mit etwa 170 Tagen erreicht. Gute Fruchtbarkeit und Aufzuchtleistung sind hervorzuheben. Die Deutsche Landrasse Universal ist ein Universalschwein für Bestände, die Zucht- und Mastleistung in einer Rasse kombiniert haben möchten.

Die Entwicklung des Deutschen veredelten Landschweins und der Deutschen Landrasse (Foto: in: Comberg, G. (1984) Die deutsche Tierzucht im 19. und 20. Jahrhundert, Ulmer, Stuttgart.)

Der teilweisen Streßanfälligkeit der Rasse ist unter Produktions- und Schlachtbedingungen Rechnung zu tragen. Von einer Kreuzung mit betonten Fleischrassen ist abzusehen.

1850 unveredeltes europäisches Landschwein 1890 Meissener Schwein
1890 Minden-Ravensburger
Schwein
1935
1935

Derzeitige Situation und Aussicht

Veredelte Landschweine bzw. Landrassen hatten 1970 eine Anteil von über 90 % am Schweinebestand. Der Anteil der DL(S) am heutigen Schweinebestand liegt bei etwa 40 %. Die Linie DL(U) hat 1996 nur noch einen Anteil von unter 1 % am Bestand der heute vorherrschenden DL(S).

Herdbuchbetriebe sind kaum noch vorhanden, und auf Besamungsstationen steht 1996 nur noch ein Eber. Aufgrund des geringen Bestandes und des unvermittelt anhaltenden Trends zu Verfahren der Kreuzungszucht ist die "Deutsche Landrasse Universal" akut gefährdet und die Aufnahme in ein Erhaltungsprogramm dringend erforderlich.

Literatur:

HAMMOND, J., JOHANNSON, I., HARING, F.: Handbuch der Tierzüchtung, Rassenkunde Band 3, 2. Halbband, Paul Parey, Hamburg, 1961.

SAMBRAUS, H.H.: Atlas der Nutztierrassen, Ulmer, Stuttgart, 1994.

SIMON, D.L., BUCHENAUER, D.: Genetic diversity of european livestockbreeds, EAAP Publication No. 66, Wageningen, 1993.

  

 

 


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