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Schwerpunkt - Pferde


Das Schleswiger Kaltblutpferd


Bernd Hansen, Silberstedt

Das Schleswiger Kaltblutpferd

Zuchtgeschichte

Das Schleswiger Kaltblutpferd ist ein mittelschweres, leichtfutteriges und gängiges Kaltblutpferd mittlerer Größe - um 160 cm - in dem die Fuchsfarbe dominiert.

Seiner Abstammung nach geht es auf das jütische Pferd in Dänemark zurück. Nach dem ersten Weltkrieg stammten alle Schleswiger Hengste von dem 1893 geb. Hengst Aldrup Munkedal 839 ab. 1958 wurden dann zur Blutauffrischung zwei französische Hengste eingeführt. Seit der Gründung des „Verbandes Schleswiger Pferdezuchtvereine" im Jahre 1891 mit dem Brandzeichen VSP gibt es eine organisierte Zucht dieser Rasse. Schon im Jahre 1910 verzeichnete der Verband 12000 Zuchttiere, und durch die Beschickung überregionaler Tierschauen wurde das Schleswiger Pferd in ganz Deutschland bekannt, neue Absatzgebiete erschlossen sich. Die Folge des ersten Weltkrieges mit der Abtretung eines großen Teiles des Zuchtgebietes an Dänemark brachten einen großen Rückschlag. Die Passion der Schleswiger Züchter half mit den Jahren, die Krise zu überwinden. Im Jahre 1949 erreichte der Verband seine größte Stärke mit 450 Hengsten und 25000 eingetragenen Zuchtstuten. Das damalige Zuchtgebiet erstreckte sich über ganz Schleswig-Holstein mit Schwerpunkt im Norden.

Einsatzmöglichkeiten

Das Schleswiger fand wie alle Kaltblutrassen seine Verwendung in der Landwirtschaft, die hohe Anforderungen an die Pferde stellte. Neben der Zugkraft kam es auf Geschicklichkeit und guten Charakter an. Denn die Anspannung von drei oder vier Pferden vor einem Getreidebinder fordert von Pferden und Fahrern Geschick und Können, besonders in schwierigem Gelände. In Schleswig-Holstein stellten die Knicks (Wallhecken) diese Herausforderungen. Bei der täglichen intensiven Arbeit wurde Wert auf Lernwilligkeit und gute Umgänglichkeit gelegt. Mit zwei Jahren wurden die Jungpferde an ihre Aufgaben gewöhnt, wobei zum Einfahren meist eine Dornschleppe verwendet wurde, die für einen gleichmäßigen Zugwiderstand sorgte. Die Pferde führten Arbeiten aus, bei denen Mitdenken gefordert wurde, so durften sie nicht auf eine Pflanzreihe treten, wenn sie vor dem einspännigen Hackpflug liefen. Zur Zucht wurden selbstverständlich nur Pferde eingesetzt, die den Anforderungen bei der Arbeit gerecht wurden.

So entstand ein Pferd, das eine hohe Zugleistung bei guter Wendigkeit aufweist und bei gutmütigem Temperament über raumgreifende Schritt- und Trabgänge verfügt. Dabei zeichnet sich der Schleswiger durch Ausdauer und Genügsamkeit aus und besticht durch gute Fruchtbarkeit, harte Hufe und Gesundheit.

Bestandsentwicklung

Der Niedergang der Zucht mit der Ablösung des Arbeitspferdes durch den Schlepper war dramatisch und ließ sich trotz mancherlei Bemühung nicht aufhalten. Als im Jahr 1976 die Zahl der Zuchtstuten auf 35 zurückgegangen war, fanden die letzten Mitglieder Aufnahme für ihre Tiere im Pferdestammbuch Schleswig-Holstein in Kiel und werden seit dem von dort züchterisch betreut. Es fand sich aber schon bald ein „Freundeskreis des Schleswiger Pferdes" zusammen, der seit 1991 zum „Verein Schleswiger Pferdezüchter e.V." geworden ist und die speziellen Interessen fördert.

Von 1979 bis 1994 hat sich der Bestand von 65 Stuten und 5 Hengsten auf 148 Stuten und 17 Hengste positiv entwickelt. Im Jahre 2005 waren es 190 Stuten und 30 Hengste. Das Verhältnis Hengste zu Stuten hat sich von 1:13 (1979) über 1:4,5 (1987) hin zu 1:8,7 (1994) entwickelt. Das Verhältnis sollte nicht weiter werden. Die Schleswiger Pferde sind im Stammbuch für Kaltblutpferde/Niedersachsen eingetragen, Verkäufe nach Mecklenburg Vorpommern, die Uckermark und die Mark Brandenburg wurden getätigt, die auf eine dauerhafte weitere Verbreitung hoffen lassen.

Förderprogramme:

Schleswig - Holstein fördert die Haltung der Schleswiger mit einer Prämie von 200,- DM pro Fohlen. In diesem Betrag ist die Fohlenprämie enthalten.

Seit 1989 wird das Holzrücken mit Pferden in Schleswig Holstein von der Forstverwaltung mit einer Prämie pro Festmeter zusätzlich zum regulären Tarif gefördert. Hiervon profitieren vor allem Halter des Schleswiger Kaltblutes.

Einsatzmöglichkeiten in heutiger Zeit

Die Verwendungsmöglichkeiten des Schleswigers sind vielfältig. Pflegearbeiten auf Acker und Weiden, der Einsatz im alternativen Landbau und in Baumschulen, vor allem aber als Rückepferde in der Forstwirtschaft werden geleistet. Kutsch- und Planwagenfahrten mit Schleswigern erfreuen sich großer Beliebtheit und das Erscheinen des Sechserzuges der Holsten-Brauerei begeistert Menschen im weiten Umkreis von Hamburg.


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