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Schwerpunkt - Geflügel


Altsteirer


Altsteirer Hühner

Herkunft und Verbreitung

Die Ahnen des Altsteirer Huhnes wurden bereits im 14. Jahrhundert erwähnt. Im Jahr 1894 wurde von engagierten Züchtern eine erste Musterbeschreibung mit bunter Abbildung herausgegeben. Der „Verein für Tierschutz und Tierzucht“ in Cilli gründete 1897 eine Zuchtanstalt für das Steirer Huhn, welche später nach Marburg übersiedelte.

Mit der Geschichte des Altsteirer Huhnes befasste sich in dem Buch „Das Großgeflügel“ (um 1900) der Architekt Meier aus Tegel (hier gekürzt wiedergegeben): „Wie bei uns, so hatten auch in der Steiermark vor mehr als einem halben Jahrhundert ausländische Rassen ihren Eingang gefunden. Die alten, bodenständigen, einheimischen Landhuhnschläge wurden verdrängt. Da man der Ansicht war, durch ausländische Rassen oder durch Kreuzung der deutschen Landhühner mit solchen am sichersten einen Aufschwung der Geflügelzucht herbeiführen zu können, fanden die fremden Rassen auch in der Steiermark ihren Eingang, und namentlich waren es die Italiener, denen auf den steirischen wie auf den reichsdeutschen Bauernhöfen die Landhühner weichen mussten. In der Steiermark machte sich früher schon als in Deutschland infolge des Nachlassens der Ausfuhr von Geflügelfleisch und Eiern die Überzeugung geltend, dass es mit dem fortgesetzten planlosen Kreuzen nichts sei, dass man vielmehr andere Wege einschlagen müsse. In der Südsteiermark führte man brauchbaren heimischen Hühnern mit Vorsicht das Blut geeignet erscheinender fremder Rassen zu und erreichte dadurch einen verbesserten Schlag, den man kurz steirische Hühner oder auch nach seinem Ursprungsorte Cillier nannte. Sie sollten gute Lege- und Fleischhühner zugleich sein, zeigten aber in ihrem Äußeren wie in ihren wirtschaftlichen Eigenschaften zu wenig Gesetzmäßigkeit. Der landwirtschaftliche Verein in Rothwein, ebenfalls in der Südsteiermark, ging von der Ansicht aus, dass die alten steirischen Hühner doch nicht wieder auf die Höhe zu bringe seien, und war daher bestrebt, aus Kreuzungen auserlesener fremder Rassen ein neues Huhn zu schaffen, das den Ruf der steirischen Hühner im Legen und in der Fleischerzeugung wieder zu Ehren bringen sollte. Er verwandte dazu die weißen Farbenschläge der Minorka, der Dorking und Langschan. Der erste steiermärkische Geflügelzuchtverein in Graz schlug einen anderen Weg ein: Er suchte zu retten, was noch an guten bodenständigen altsteirischen Hühnern vorhanden war, und dies in sich selbst, unter Ausschließung alles fremden Blutes, ja Ausmerzung, wo solches sich bemerkbar machte, zu veredeln. Dass ihm dies in etwa einem Jahrzehnt bereits in verhältnismäßig hohem Grad gelungen ist, das ist hauptsächlich der energischen und rastlosen Tätigkeit seines Vizepräsidenten, des Herrn Armin Arbeiter, zu verdanken. Unter den alten steirischen Hühnern waren, als diese Tätigkeit einsetzte, deutlich zwei Schläge zu unterscheiden, ein leicht gebauter Legeschlag, der hauptsächlich im steirischen Gebirgslande gezüchtet wurde, und ein schwerer Schlag, der namentlich in den Tälern von Untersteiermark, im Sappau- und Sulmtale, seine Heimat hatte. Jeder dieser beiden Schläge ist nun in sich rein weiter gezüchtet worden und auf dem Wege eine feste Rasse zu werden, wenn man ihn als solche nach reichsdeutschen Begriffen auch jetzt noch nicht gelten lassen will, weil er in äußeren Eigenschaften noch nicht ganz gleichmäßig ist. Dem leichteren Schlag hat man den Namen Altsteirer, dem schwereren den Namen Sulmtaler beigelegt. Die Altsteirer sind Legehühner, die Sulmtaler Fleischhühner und verbinden mit hohem Gewicht und feinstem Fleisch gutes Legen.“

 

Merkmale und Eigenschaften

Das Altsteirer Huhn gehört zu dem Typ des mitteleuropäischen Landhuhnes. Es ist ausgesprochen wetterfest und widerstandsfähig. Mit viel Beweglichkeit und Emsigkeit geht es auf Futtersuche, wozu freier Auslauf natürlich nicht fehlen darf. Dabei ist das Huhn sehr anspruchslos und genügsam. Altsteirer Hühner besitzen eine außergewöhnliche Flugkraft, weshalb der Auslauf mit Bedacht ausgewählt werden sollte. Auffallende Merkmale sind bei den Altsteirern die weißen, unbefiederten, vierzehigen Läufe, bei denen die einzelnen Schuppen rosenrot eingebettet sind. Diese Röte verblasst bei alten, kranken oder in Zwangsmast befindlichen Tieren, so dass die Füße ganz weiß scheinen. Weitere besondere Merkmale sind der Schopf, der darauf schließen lässt, dass sich unter den Ahnen auch Paduaner befunden haben müssen sowie der typische Wickelkamm bei den Altsteirer Hennen. Die Altsteirer Hühner kommen in den Farbschlägen weiß und wildbraun vor. Schwarze Altsteirer sind inzwischen aufgrund ihrer schwarzen Füße nicht mehr vertreten. Die Farbe und Zeichnung der wildfarbigen Altsteirer besteht aus braunrotem Gefieder an dem Kopf, dem Hals- und Sattelbehang und dem Schopf. Die Schultern und der Rücken sind dunkel- bis rotbraun. Die Unterseite ist rein schwarz. Der Schwanz ist ebenfalls schwarz mit einem schönen grünen Glanz. Die schwarzen Handschwingen sind braun umsäumt, die Armschwingen sind an der Innenseite schwarz. Die Brust ist lachsfarben, der Bauch etwas heller und die Afterpartie grau. Das weiße Federkleid kann nach T. & B. HOFEN ein kleines Manko darstellen, da die Altsteirer vor jeder Ausstellung gewaschen werden müssen, denn als eifrige Futtersucher verschmutzen sie schnell. In Freilaufgehegen sind weiße Hühner darüber hinaus durch Raubvögel verstärkt gefährdet. Die Ohrscheiben sind weiß und möglichst klein, die Kehllappen kurz – eine Anpassung an die harten Witterungsverhältnisse. Der Hals weist einen reichen Behang auf, die Brust ist gut gewölbt und breit. Die Rumpfform hat eine Verhältnis von 8:5:3. Der Bauch ist voll, der Rücken leicht abfallend. Die Tiere haben ein reiches Gefieder mit möglichst breiten und glanzreichen Federn, die straff anliegen. Der Schwanz ist voll und breit, hat gut gebogene Hauptsicheln und reichliche Nebensicheln. Bei guten Haltungsbedingungen mit viel Auslauf könne Altsteirer Hühner laut dem „Großen Geflügelstandard in Farbe“ (1991) zwischen 180 und 200 Eiern pro Jahr legen. Die Mindestlegeleistung liegt im ersten Jahr bei 180, im zweiten Jahr bei 150 und im dritten Jahr bei 130 Eiern. Das Bruteier- Mindestgewicht beträgt 55 g. Die Eier sind elfenbeinweiß. Ein Bruttrieb ist kaum vorhanden, doch die Eier sind ausgesprochen kunstbrutfest.

 

Aktuelle Situation

Im Jahr 2000 wurden bei einer Bestandserhebung in Deutschland von Altsteirern des Farbschlags weiß 14 Hähne und 71 Hühner als eingetragene Zuchttiere registriert, die sich auf 7 Züchter verteilten. Bei den wildbraunen Tieren wurden 374 Hähne und 832 Hühner als eingetragene Zuchttiere gezählt, die Anzahl der Züchter betrug 88. Zwischen den deutschen, schweizerischen und österreichischen Zuchtvereinen besteht Kontakt und Zuchtaustausch.

Im Jahr 2005 wurden schon 149 männliche und 824 weibliche Tiere registriert.

 

 


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